Eines der meist genutzten Worte im Moba Genre ist der Begriff "Engage". Wenn ein solches Wort zu oft genutzt wird, verschwimmt seine Bedeutung oft und Spieler fangen an einen unterschiedlichen Sinn darin zu verstehen. Dies kann leicht zu Verwirrungen innerhalb des eigenen Teams führen und sollte möglichst vermieden werden.
Also was bedeutet "Engage" nun überhaupt und was ist dazu noch der "Disengage"? Oft wird der Begriff genutzt umd den Start eines Teamfights zu beschreiben. Auch wenn ein Team zwischen zwei Lanes rotiert und die Gegner sie dabei abfangen, wird das als Engage bezeichnet. Der Begriff Disengage kann hierbei einfach erklärt werden. Er stellt nämlich das Gegenteil dar. Wenn ein Team versucht zu disengagen, ziehen sie sich aus dem Kampf zurück anstatt ihn zu forcieren. Engages als auch Disengages werden meist mit der Rolle des Tanks in Verbindung gebracht, sind jedoch nicht ausschließlich den Tanks vorbehalten. Diese beiden Kernfunktionen des Spiels zu verstehen, sind ein großer Schritt dazu ein besserer Spieler zu werden.
Ein Engage bedeutet jedoch mehr als nur einen Teamfight zu initiieren. Eine Sache, die es dabei zu beachten gilt, ist die Kill Reichweite, wie ich sie nenne. Es ist wichtig alles über den gegnerischen Helden zu wissen, vor allem die Skills. Doch warum sollte das entscheidend sein in einem Engage? Die Antwort dazu ist ziemlich einfach. Wenn du einen Held kennst, kennst du auch die Reichweite seiner Skills und damit die Entfernung die der gegnerische Held benötigt um einen Kampf zu starten - engagen.
Dies ist zu jedem Moment des Spiels eine ausschlaggebende Information. Immer auf der richtigen Distanz zu stehen zwischen dir und deinem Gegner, kann den Unterschied machen zwischen sterben und töten. Beachte hierbei, dass dies nicht bedeutet soweit weg wie möglich zu stehen. Es geht dabei darum weit genug weg zu sein um von den Gegnern nicht engaged werden zu können. Im Gegenzug jedoch nah genug, um an einem Teamfight teilzunehmen. Natürlich bezieht sich dies nicht nur auf Kämpfe. Auch in der Laning Phase ist es wichtig außerhalb der Skill Reichweite des Gegners zu stehen. Für Helden die nicht sehr mobil sind gilt dies im Besonderen. Zum Beispiel ist ein Kael'thas, der einen Schritt zu weit vorne steht, ein einfaches Ziel für Muradin oder Anub'arak.
Es ist selten in Ordnung das Ziel eines Engages zu werden. Je öfter man versucht solche Situationen zu umgehen, desto öfter kommt man dazu selbst den Gegner zu engagen.
Es gibt immer die Möglichkeit das ein Engage schief läuft. Entweder durch eure eigenen Fehler oder weil die Gegner gut darauf reagieren. In dieser Situation ist es wichtig, wie man sich verhalten sollte. Meiner Meinung nach ist dies eine Situation, in der der durchschnittliche Spieler die meisten Fehler macht.
Anstatt zu erkennen das der Engage schief lief und sich das Team am besten zurückziehen sollte, versucht man den Kampf trotzdem weiter zu forcieren. Dies führt jedoch meist dazu die Situation erheblich zu verschlechtern. Ein fehlgeschlagener Engage an sich ist kein größeres Problem. Man verliert nicht viel dabei den Angriff abzubrechen, vor allem nicht im Early Game. Jedoch wenn man weiterhin versuchst den Kampf zu forcieren, nach einem schlechten Engage, wird man gierig und bringt sein Team in eine schlechte Lage.
Viele Helden haben einen Skill, der für den Engage genutzt werden kann. Diese Skills sind meist daran zu erkennen, dass sie keinen hohen Cooldown haben. Man sollte nicht alle anderen Skills, mit höheren Cooldowns, zwangweise nutzen müssen, sollte der erste bereits nicht sitzen. Ein Verständnis dafür zu entwickeln, wann ein Engage funktioniert und wann nicht, ist eine wichtige Fähigkeit jedes einzelnen Spielers.
Nicht alle Engages sehen gleich aus. Um das System übersichtlich zu gestalten, teilen wir sie in drei Kategorien auf.
Harter Engage - Dive
Die erste Kategorie ist der harte Engage, auch als Dive bezeichnet. Es ist die einfachste und verbreiteste Form des Engages. Ein Beispiel hierbei wäre der Dwarf Toss von Muradin oder der Burrow Charge von Anub'arak um den Kampf zu starten. Auch wenn es ein einfacher Weg ist den Kampf zu starten, ist es nicht immer die schlauste Idee sich nach vorne in die Gegner zu werfen. Das größte Problem hierbei ist es den Disengage ohne Verluste durchzuführen. Jedoch wenn dein Team bereits am gewinnen ist, kannst du damit noch mehr herausschlagen und gierig sein. Dem Gegner wird es extrem schwer fallen dein Team zu disengagen.
Der Erfolg dieses Engages ist stark davon abhängig, wie koordiniert das eigene Team spielt. Entweder gehen alle mit rein oder keiner.
Slow Engage - Poke
Das komplette Gegenteil zum Dive ist der Poke. Wenn dein Team aus Helden besteht, die ihre Fähigkeiten aus großer Entfernung nutzen können, ist dies der richtige Engage für dein Team. Beim Poke will man den Kampf soweit wie möglich verzögern, da die Helden in deinem Team nicht auf einen Nahkampf spezialisiert sind. Das Ziel hierbei sollte es sein, genug Schaden in das gegnerische Team zu bringen, bevor der eigene Tank engaged. Das Problem dabei ist natürlich, dass man seine Skills treffen muss ohne den Gegner die Möglichkeit zu bieten selbst zu engagen.
Wenn die gegnerischen Helden die besseren Pokeskills besitzen, stellt sich dieser Engage problematisch dar. Andererseits kann man mit dem Poke am einfachsten Raum schaffen zwischen sich und den Gegner und gegebenenfalls den Rückzug antreten ohne Verluste.
Flankieren
Die dritte und letzte Art des Engages ist das Flankieren. Beim Poke und Dive haben wir vorangestellt, dass sich die Gegner voreinander befinden. Beim Flankieren ist das aber nicht so. Dehaka und Zeratul sind ausgezeichnete Helden um das Flankieren zu erklären. Diese beiden Helden nutzen Büsche, Ecken und blinde Winkel für den Gegner aus um einen Kampf zu starten. Sobald sie engagen sollte das gesamte Team mitziehen.
Der Engage startet hierbei aus mehreren Richtungen. Dies kann sowohl positiv als auch negativ für dein Team sein. Wenn der Engage nach Plan läuft, macht man es beinahe unmöglich für den Gegner zu disengagen. Jedoch kann man dabei hart bestraft werden durch Helden mit Konterstrategien. Die Force Wall von Tassadar oder der Mighty Gust von Falstad können das eigene Team so stark auseinander halten, dass der flankierende Held schnell alleine gegen fünf Gegner ankämpft.
Ein großartiger Weg um gegnerische Engages zu kontern sind Helden mit Disengage Skills. Die beiden bereits angesprochen Fähigkeiten Force Wall von Tassadar und Mighty Gust von Falstad sind dabei herausragende Beispiele. Jedoch gibt es viele Fähigkeiten die für den Disengage genutzt werden können.
Anstatt alle Skills aufzuzählen die für einen Disengage genutzt werden können, erkläre ich lieber warum Spieler diese meist nicht als solche sehen. Das Problem hier ist die Einstellung der Spieler. Ein Valla Spieler der seinen Vault dazu nutzt Gegner hinterher zu springen und dadurch seinen Cooldown zu verschwenden für ein wenig mehr Schaden. Versteht oft nicht, dass er seinen Skill auch dazu nutzen hätte können so viel Schaden wie möglich zu entgehen. Viele Skills bauen auf diesem Prinzip auf und viele Spieler nutzen diese Skills zu aggressiv am Anfang eines Kampfes anstatt den Cooldown defensiv zu nutzen, als Dive oder zum flankieren.
Es gibt natürlich mehrere Wege einen Engage zu kontern. Wenn wir uns eine Situation vorstellen in der der gegnerische Tank, z.B. Chen, in die eigene Backline hüpft. Hat der Tank im eigenen Team die Option das selbe zu machen, würde damit jedoch seine Caster ungeschützt zurücklassen. Ein besserer Weg ist es zu versuchen das gegnerische Team getrennt zu halten, Skillshots abzufangen und die gegnerischen Helden in der eigenen Backline zu fokussieren. Für diese Spielweise benötigt man nicht einmal besondere Helden.
Selbst wenn ein Engage nicht fehlschlägt, kann er dennoch schlecht sein. Der Unterschied zwischen einem guten und schlechten Engage kann das Spiel herumreißen. Doch was sind schlechte Engages? Hierbei gibt es gleich mehrere Faktoren zu beachten. Der Offensichlichste davon ist der Talentvorteil des Gegners. Wenn deine Team Level 9 ist und das Team des Gegners bereits Level 10, ist es meist ein schlechter Zeitpunkt zu engagen. Dies sollten alle Spieler eines Teams verinnerlichen. Selbst ein Engage kurz bevor das nächste Talent erreicht wird, kann extrem gefährlich sein. Gerade wenn dem Gegner nur noch ein Kill zum nachsten Level fehlt.
Ein weiteres Beispiel für schlechte Engages kann es sein, wenn keine Notwendigkeit dazu besteht. Nicht jeder Kampf muss forciert werden, auch nicht in einem ausgeglichenen Spiel. Spieler empfinden es oft als unumgänglich alle Objectives sofort einzunehmen, obwohl kein Sinn daran besteht. Viele Objectives brauchen einiges an Zeit um eingenommen zu werden und können auch noch später unterbrochen werden. Es ist wichtig nicht kopfüber in ein Objective zu rennen, vor allem nicht wenn sich das eigene Team auf den Schaden durch Poke verlässt.
Ein Engage alleine oder in Unterzahl ist meist eine schlechte Idee. Es gibt nur wenige Situationen in denen du ohne dein Team engagen solltest. Im Early Game gibt es dafür ein gutes Beispiel. Du brauchst zum Beispiel nicht dein gesamtes Team, wenn du zwischen Lanes rotierst um Ganks durchzuführen. Ein weiteres Beispiel wäre im Late Game das spielentscheidende Objective auch in Unterzahl anzugreifen, weil vielleicht einer deiner Mitspieler kurz davor gestorben ist. Oft kann man sich darüber streiten, ob man auch mit diesem Nachteil einen Kampf forciert oder lieber das Objective kontert und auf den fünften Mitspieler wartet. Meist kommt es darauf an wie stark der Vorteil durch das Objective tatsächlich ist. Söldner und Bosse sind oft Objectives die sinnlose Engages nach sich ziehen, obwohl das Team den Boss auch noch zu viert im Anschluss besiegen könnte.
Ruhe zu bewahren ist oft wichtig in vielen dieser Situationen. Es gibt einen großen Unterschied dazwischen einfach zu engagen und auf den richtigen Moment zu warten für den Engage. Manchmal ist es auch besser einfach nichts zu tun. Man muss den gegnerischen Caster nicht engagen, nur weil er zu weit heraus gekommen ist. Vor allem nicht wenn man nicht weiss wo sich die anderen Gegner befinden. Zum warten eignen sich Büsche hervorragend. Man kann bei voller Übersicht den richtigen Moment abwarten, ohne sich selbst zu offenbaren.
Nicht jeder Gank muss direkt ausgeführt werden, wenn man an der Lane ankommt. Oft ist es wichtig im Vorfeld bereits die eigene Erfolgschancen bestimmen zu können. Wenn man zum Beispiel ein wenig länger wartet, bewegt sich der gegnerische Held weiter vor, was den eigenen Engage viel erfolgsversprechender macht. Im Late Game wird das noch wichtiger, da übereilte Engages ein noch größeres Risiko darstellen können. Ruhe zu bewahren ist etwas, das man schlecht jemanden beibringen kann. Jedoch extrem nützlich ist. Eine Möglichkeit sich selbst ein wenig zu bremsen, ist es sich vor dem Engage aktiv selbst zu fragen: "Ist das jetzt eine gute Idee". Selbst wenn die Antwort in einem sofortigen "Ja" endet, hat man sich die eine Sekunde zum durchatmen verschafft. Diese Sekunde kann deinen Blick auf die Situation verändern und dich dazu bringen dir die selbe Frage erneut zu stellen. Es gibt natürlich auch Situationen in denen man ohne zu zögern reagieren sollte, diese sind jedoch spärlich gesät.
Eines der wichtigesten Elemente des Spiels ist es eine Situation richtig zu beurteilen. Auch wenn dir das insgesamt im Spiel hilft, wird es bei Engages essentiell benötigt. Meist reicht ein kurzer Blick auf die Spielsituation nicht aus sich den richtigen Eindruck zu verschaffen. Um einen guten Engage zu planen, solltest du wissen was der Gegner vor hat und ihm einen Schritt vorausdenken.
Nehmen wir als Beispiel die Situation, wenn der Gegner zu viert zwischen zwei Lanes rotiert. Du versuchst einen Team Fight zu forcieren. Der Gegner stellst sich jedoch sicher unter seine Türme und versucht nur so schnell wie möglich die Minions zu töten und hat kein Interesse daran dich zu bekämpfen. Wenn du weisst wie der Gegner sich bewegen wird für die Rotation, kannst du ihn auch versuchen abzufangen und ungeschützt zu engagen. Darin liegt wiederum ein gewisses Fehlerpotential, welches der Gegner durch einen guten Bait ausnutzen kann. Behalte alle dies Faktoren im Hinterkopf um die Situation richtig zu beurteilen. Siehst du alle Gegner, oder fehlen einige? Wann und Wo hast du die fehlenden gegnerischen Helden zuletzt gesehen? Kann es sein, dass sie bereits deine eigene Position erahnt haben? Dies sind alles Abwägungen die getroffen werden müssen vor einem guten und sauber durchgeführten Engage.