Nach dem dramatischen Ende des ersten Sonderbands nimmt die Handlung wieder Fahrt auf. Jedi-Ritterin Keeve Trennis macht sich auf die Suche nach ihrem einstigen Meister Sskeer, einem Trandoshaner, der längst nicht mehr der ist, der er einmal war. Die Begegnung? Heftig, voller Schmerz – und mit einem unerwarteten Beschützerinstinkt. Denn Sskeer bewacht ein mysteriöses Kind, das im Zentrum einer gefährlichen Macht steht.
Doch was hat es mit dem Mädchen auf sich? Und was verbindet es mit der allgegenwärtigen Bedrohung durch Baron Boolan, dem Genmeister der Nihil?
Der Comic startet mit einer ausführlichen Rückblende. Eine Entscheidung, die geteilt aufgenommen wird. Einerseits bietet sie Neueinsteigern Orientierung, andererseits wirkt sie wie eine unnötige Bremse – gerade für Leser, die bereits tief in der Lore der Hohen Republik stecken.
Doch sobald die Story loslegt, entlädt sich die ganze Energie:
Keeve Trennis kämpft nicht nur gegen äußere Feinde, sondern auch gegen innere Zweifel. Ihre Entwicklung bleibt eine der spannendsten innerhalb der Serie.
Tey Sirrek, bekannt aus Phase II, stößt zum Team hinzu. Seine Vergangenheit, sein Humor und seine Loyalität sorgen für emotionale Highlights.
Lourna Dee, einst als brutale Nihil bekannt, überrascht mit echter Charaktertiefe – und entwickelt sich zur moralischen Instanz inmitten des Chaos.
Die Rettungsmission um das Kind wird zum roten Faden der Handlung – und gleichzeitig zur Projektionsfläche für Themen wie Vergebung, Selbstbestimmung und Opferbereitschaft.
Baron Boolan – der Name allein lässt erfahrene Leser zusammenzucken. Der Wissenschaftler der Nihil experimentiert mit den Namenlosen, jenen furchteinflößenden Kreaturen, die Jedi in Angststarre versetzen und von der Macht abschneiden können.
Im Comic begegnen wir ihm erneut – diesmal inmitten seiner grotesken Schöpfungen. Die Auseinandersetzungen zwischen Jedi und Namenlosen sind visuell eindrucksvoll, dramaturgisch intensiv, aber auch nicht ohne Schwächen. Warum einige Jedi weniger betroffen scheinen als andere, bleibt offen und schmälert die Bedrohung leicht.
Besonders tragisch: Sskeer ringt nicht nur mit Boolan, sondern mit sich selbst. Der einst stolze Jedi-Meister wird zur tragischen Figur, zerrissen zwischen Krankheit, Wahnsinn und letzter Hoffnung auf Heilung.
Ein häufiger Kritikpunkt: „Die Gejagten“ wirkt stellenweise wie ein langgezogenes Prequel zu dem kommenden Hörspiel „Tempest Breaker“, das viele offene Fragen klären soll. Der Comic selbst liefert nur bedingt Antworten – und streckt seine Handlung stellenweise unnötig.
Ein Beispiel: Das Mädchen, um das sich alles dreht, bleibt passiv. Statt klarer Entwicklung erleben wir Entführung, Rettung – und wieder Rettung. Ein dramaturgisches Déjà-vu, das den Eindruck erweckt, als diene der Band hauptsächlich dem Übergang zu wichtigeren Ereignissen.
Der beiliegende One-Shot über Kelnacca, den Wookiee-Jedi aus „The Acolyte“, ist eine gelungene Ergänzung. In wenigen Seiten schafft es Autor Cavan Scott, eine berührende Vater-Sohn-ähnliche Beziehung zwischen Kelnacca und seinem Padawan zu erzählen – mit einem emotionalen Bogen, der sich über Jahrzehnte spannt.
Diese Geschichte zeigt, was Star Wars so einzigartig macht: Das große Ganze ist immer auch die Summe kleiner, persönlicher Momente.
Optisch bietet „Die Gejagten“ gewohnt hohe Qualität:
Jim Towe, Laura Braga und Phil Noto liefern detailreiche Panels, die Atmosphäre und Emotionen transportieren.
Die Lichtschwertkämpfe sind dynamisch inszeniert.
Die Nihil-Welten wirken dreckig, düster und bedrohlich – genau so, wie es sein muss.
Ein kleiner Kritikpunkt: Manche Szenen – besonders in der Rückblende – wirken zu statisch und verlieren an Tempo.
Was den Comic trotz aller Schwächen rettet, ist die Charakterarbeit:
Lourna Dee durchläuft einen glaubhaften Wandlungsprozess. Ihre Fürsorge für das Kind basiert auf ihrer eigenen Vergangenheit – ein starker erzählerischer Kniff.
Keeve Trennis bleibt die moralische Mitte der Geschichte. Ihre Balance zwischen Pflicht, Mitgefühl und Zweifel ist spannend geschrieben.
Sskeer ist tragisch, zwielichtig und doch tief menschlich – sein Schicksal geht unter die Haut.
Selbst Nebenfiguren wie die Jedi-Zwillinge Terec und Ceret bekommen emotionale Tiefe.
Hier zeigt sich: Trotz zäher Storystruktur gelingt es dem Band, seine Figuren lebendig und greifbar zu machen.
„Die Gejagten“ ist kein Meisterwerk – aber ein wichtiger Baustein im Mosaik der Hohen Republik. Die Charakterentwicklung ist stark, die Zeichnungen solide, und der One-Shot um Kelnacca ein echtes Highlight.
Doch die Story selbst krankt an erzählerischer Trägheit und der spürbaren Vorbereitung auf größere Ereignisse, die außerhalb des Comics stattfinden. Das wirkt streckenweise enttäuschend, gerade weil Potenzial und Atmosphäre deutlich vorhanden sind.
Bewertung: 7 von 10 Lichtschwertern
Ein solider Comic mit starken Figuren, aber schwachem Plottempo. Nur mit Vorwissen wirklich befriedigend. Wer die Hohen Republik liebt, wird trotzdem zugreifen – und einiges finden, das begeistert.
Neugierig geworden?
Dann sicher dir „Die Hohe Republik – Die Gejagten“ ab dem 22. April 2025 direkt bei Panini oder deinem Comicfachhändler des Vertrauens. Die Macht – und eine gute Portion Geduld – sei mit dir!
Was hältst du von Keeve, Lourna & Co.?
Diskutiere mit uns auf Social Media oder im Kommentarbereich.
Folge uns für mehr Rezensionen, News und Galaxis-Geflüster aus der Star Wars-Welt!