Der geheimnisvolle Fall von Harleen und Harley – Ein neuer Blick auf zwei Ikonen des DC-Universums

von benjiton am 3. Juni 2025
In Gotham tobt seit Jahrzehnten der Wahnsinn – doch selten war er so sanft, emotional und visuell beeindruckend wie in „Der geheimnisvolle Fall von Harleen und Harley“. Was auf den ersten Blick wie eine typische Origin-Story anmutet, entpuppt sich beim Lesen als feinfühliges, queeres Coming-of-Age-Drama mit grafischem Feinsinn und psychologischer Tiefe. Statt der üblichen Crime-Action erleben wir hier eine Geschichte über Identität, Selbstakzeptanz und die Macht innerer Konflikte – verpackt in leuchtenden Farben und überraschender Intimität.

Bestsellerautorin Melissa Marr (Wicked Lovely) und Illustratorin Jenn St-Onge (The Avant-Guards) interpretieren zwei der bekanntesten DC-Schurkinnen neu – und zwar als junge Frauen, die noch ganz am Anfang ihres Weges stehen. Fernab von Arkham Asylum und Joker-Toxinen findet der Wandel von Harleen zu Harley in einem gänzlich anderen Rahmen statt: in einer medizinischen Studie, auf der Suche nach Kontrolle über das eigene Leben. Gemeinsam mit Pamela Isley – besser bekannt als Poison Ivy – beginnt für Harleen ein riskantes Experiment. Das Resultat: Zwei neue Identitäten, geboren aus Schmerz, Hoffnung und dem Wunsch nach Selbstbestimmung.

Was dieses Werk besonders macht? Die Mischung aus moderner Thematik, starker Bildsprache und einer Liebesgeschichte, die sich behutsam zwischen den Zeilen entfaltet. Marr und St-Onge schaffen etwas Seltenes: Sie geben den Charakteren Raum, ohne sie auf Klischees zu reduzieren. Stattdessen zeigen sie, wie komplex, verletzlich und gleichzeitig kraftvoll Harley und Ivy in jungen Jahren sein können.

Ein Blickfang mit Tiefe: Farbcodes, Panelgestaltung und atmosphärische Übergänge tragen dazu bei, die emotionale Reise greifbar zu machen. Wer Comics nicht nur lesen, sondern erleben möchte, kommt hier auf seine Kosten.

Mehr als nur Fanservice: Der Comic spricht Themen wie mentale Gesundheit, persönliche Entwicklung und queere Identität an – ohne belehrend zu wirken.

Hard Facts für Sammler & Interessierte:

  • Titel: Der geheimnisvolle Fall von Harleen und Harley

  • Autorin: Melissa Marr

  • Illustration: Jenn St-Onge

  • Seiten: 192

  • Erscheinungsdatum: 08.04.2025

  • ISBN: 9783741642579

  • Farbdruck, Softcover, Format 15.1 x 22.8 cm

Was euch beim Lesen erwartet, ist kein gewöhnlicher Comic – sondern ein eindringliches Porträt zweier Figuren, deren Herkunft neu erzählt wird. Aber bevor wir zu viel vorwegnehmen, lassen wir jetzt lieber jemanden zu Wort kommen, der den Band bereits gelesen hat – hier kommt unsere Rezension von Selle:

Der geheimnisvolle Fall von Harleen und Harley“, geschrieben von Melissa Marr und illustriert von Jenn St. Onge, ist seit dem 08.04.2025 auch in deutscher Sprache erhältlich – und hat sofort mein Interesse geweckt. Der Hauptgrund liegt vor allem in der frischen Herangehensweise, mit der Marr und St. Onge zwei meiner liebsten DC-Schurkinnen neu interpretiert. Schon das Cover stellt klar, wohin die Reise geht: kräftige Kontraste aus Rot, Schwarz treffen aufeinander, setzen Harley Quinn/Harleen Quinzel in Szene und machen unmissverständlich deutlich, dass Farbe in diesem Comic weit mehr ist als bloßes Beiwerk. Aufschlagen, eintauchen und staunen – genau diese Reihenfolge hat keine zwei Seiten überlegen lassen, ob man weiterlesen möchte. Gleich zu Beginn fällt der weiche, fast cozy anmutende Zeichenstil ins Auge. Die Linien sind klar, aber nicht steril, sondern skizzenhaft und lebendig; jedes Panel wirkt wie eine liebevolle Mischung aus der Leichtigkeit eines Cartoons und der Detailverliebtheit eines Graphic-Novels. Besonders beeindruckend ist, wie die Künstler*in mit Farbleitmotiven arbeitet: Jede Tageszeit und jeder Schauplatz erhält eine dominierende Hauptfarbe, was nicht nur für Wiedererkennungswert sorgt, sondern der Erzählung eine beinahe filmische Dramaturgie verleiht. Panels in rötlich gehaltenen Tönen erlauben einen Blick in die Vergangenheit und markieren so erkennbar die Rückblenden im Comic. So erkennt man sofort, wann in Erinnerungen geschwelgt wird und wann man sich wieder in der actionreichen Gegenwart befindet, ohne dass ein einziger erklärender Textkasten nötig wäre.

Die wohl cleverste visuelle Entscheidung betrifft den Farbcode zwischen Harleen und ihrem Alter Ego Harley. Wann immer Harley die Oberhand gewinnt, sprengen Rot und Schwarz förmlich das Panel und sind dominant. Sprechblasen erscheinen plötzlich in prominentem Schwarz und leuchtend Rot umrandet; dazu blitzen Harleys Augen in leuchtendem Blutrot auf – ein unmissverständliches Signal, dass die kluge, aber sonst so zurückhaltende Harleen gerade abwesend ist. Das funktioniert nicht nur dramaturgisch, sondern vermittelt auch die innere Zerrissenheit der Figur auf einen Blick. Im Gegensatz dazu taucht das Erscheinen von Pamela „Pam“ Isley das Bild sofort in pastellige, naturverbundene Grün- und Rosétöne. Dass Pam statt eines Unterwerfungsserums plötzlich die gesamte Flora unter Kontrolle hat, greift die Story pointiert in passenden pasteligen Grüntönen auf – und unterstreicht ihren innigen Bezug zur Natur.

Inhaltlich punktet der Einzelband mit einer angenehm modernen Ursprungsgeschichte. Anstelle eines klassischen Chemieunfalls oder eines Amoklaufs in Arkham landen Harleen und Pam in einer klinischen Studie, von der sie sich Hilfe bei ganz persönlichen Dämonen versprechen: Harleen möchte endlich ihre lähmenden Ängste loswerden, Pamela kämpft mit Fremdbestimmung in der Familie. Das Experiment läuft schief, doch statt eindimensionaler Superkräfte bekommen beide etwas, das sie schon immer in sich trugen – nur nun ohne die Fesseln gesellschaftlicher Erwartungen. Harleen findet in Harley die mutige, impulsive Version ihrer selbst, die sie im Alltag unterdrückt hat, und Pam erlangt ihre tiefe Naturverbundenheit in buchstäblichen Kräften über Pflanzen, die sie dann kontrollieren kann. Dieser Blickwinkel über die Figuren spricht Themen wie mentale Gesundheit, Selbstakzeptanz und Selbstbestimmung an und macht die Figuren dadurch greifbarer denn je.

Besonders hervorzuheben ist die queere Neuinterpretation in einem alternativem Setting, denn Marr führt Harley und Ivy  als Liebespaar ein und weicht so von der ursprünglichen Backgroundstory der beiden Villains ab und kreiert so eine spannende und gelungende sowie einfühlsame Liebesgeschichte zwischen den beiden jungen Frauen. Schön ist auch hier die Szene in der die beiden ihre Villain-Namen erhalten und ihre neuen „Ichs“ akzeptieren.

Technisch liefert der Band saubere Panelübergänge, präzise gesetzte Close-ups und genug visuelle Ruhepausen, um emotionale Spitzen wirken zu lassen. Die Mimik ist grandios; besonders die Augen der Figuren sind im Comic die visuellen Hauptträger der Emotionen. 

Alles in allem ist „Der geheimnisvolle Fall von Harleen und Harley“ ein farbgewaltiges, queeres Wohlfühlpaket, das gekonnt zwischen Drama, Action und Cozy-Atmosphäre balanciert. Wer originelle alternative Origin-Stories liebt, wer starke Farbkonzepte zu schätzen weiß und wer sich nach einer authentischen, liebevollen Neu-Darstellung von Harley und Ivy sehnt, sollte hier bedenkenlos zugreifen. Dieser Comic ist ein strahlender Neuzugang im Gotham-Kosmos – einer, der bestimmt noch oft in die Hand genommen wird, um sich erneut von Rot-Schwarz-Punkrock und Pastell-Botanik einwickeln zu lassen.

Und jetzt bist du dran: Was hältst du von dieser Neuinterpretation? Schreib uns deine Gedanken in die Kommentare oder markiere uns mit #BattleVerseDE auf Social Media – wir freuen uns auf deinen Input!