Die Connichi hat seit dem Umzug von Kassel nach Wiesbaden deutlich an Raum gewonnen – und das merkt man. Drei Eingänge (Nord, Hauptfoyer, Süd) sorgten für einen reibungslosen Einlass. Trotz hoher Besucherzahlen verlief alles geordnet, professionell und zügig. Die Raumaufteilung im RMCC ermöglichte eine klare Trennung zwischen Panels, Showacts, Verkaufsflächen, Workshops und Community-Zonen.
Doch nicht alles lief perfekt: Der Vorfall rund um unsere Kameraausrüstung zeigt, dass es noch Optimierungsbedarf gibt, vor allem beim Medienhandling. Dass man sich für Stunden mit der Rückgabe seiner Kamera auseinandersetzen muss, ist für Medienakteure inakzeptabel. Auch die fehlende Flexibilität bei Interviewterminen war frustrierend. Wer professionell berichten will, braucht Planungssicherheit und Reaktionsspielräume. Hier besteht Nachbesserungsbedarf.
Die Connichi 2024 hatte ein Programm, das sich sehen lassen konnte. Von hochkarätigen Ehrengästen wie der japanischen Rockband Luck Life, die das Publikum mit ihren Liveauftritten elektrisierte, bis zu renommierten Mangaka wie Anne Luise P., Jenny Liz, Sabrina Steinert, Marika Herzog oder Racami, die in Signierstunden und Panels greifbar wurden – das Line-up war stark.
Workshops reichten von traditionellem Gospiel über Shogi bis hin zu kreativen Zeichenkursen. Besonders das Go-Angebot beeindruckte durch Vielfalt und Herzlichkeit. Der Badische Go-Verein und Go-Meister Christoph Gerlach boten nicht nur Einsteigerkurse, sondern veranstalteten auch ein eigenes Turnier mit tollen Preisen. Der hohe Andrang zeigt: Denksport lebt, auch auf Anime-Events.
Cosplayer*innen aus ganz Europa machten die Connichi auch dieses Jahr zu einer visuellen Explosion. Der Außenbereich, frei zugänglich für alle, entwickelte sich zu einem sozialen Hotspot. Hier entstanden nicht nur tausende Fotos, sondern auch neue Freundschaften, Gruppen und Projekte.
Hervorzuheben ist die Offenheit und Herzlichkeit der Community. Viele berichteten von intensiven Begegnungen, von gegenseitiger Unterstützung und einer Atmosphäre, die ihresgleichen sucht. Wie ein Teilnehmer formulierte: „Die Connichi war zwischenmenschlich mein absolutes Highlight. Die Magie lag nicht in den Hallen, sondern in den Gesprächen, in den Blicken, in den kleinen Momenten der Menschlichkeit.“
Das Matsuri-Festival war auch 2024 wieder ein Highlight: traditionelle Spiele, Leckereien und Live-Musik schufen japanisches Flair mitten in Wiesbaden.
Auch infrastrukturell zeigte sich der Park von seiner besten Seite: Pavillons, Tische, ein improvisierter „Safe Space“ für Fotografen und Technikcrews sowie kreative Lagerkonstruktionen mit Stromversorgung und Solarpanels ließen erkennen, wie viel Herzblut in die Vorbereitung floss. Selbst Regenschauer am Sonntag konnten dem Spirit nichts anhaben.
Was diese Connichi besonders machte, spielte sich oft ganz ohne Programmplan ab: Der Außenbereich war ein lebendiger Treffpunkt für Spontanität, für soziale Begegnungen und für alles, was zwischen Menschen entsteht, wenn der Raum stimmt.
Von selbstgebauten Lagern über gemeinsames Essen bis hin zu improvisierten Tanzaktionen, Gesprächen auf Luftmatratzen oder einfach nur gemeinsamem Schweigen – hier zeigte sich, was Community bedeutet. Ohne Ticket, ohne Planung, ohne Vorgaben. Nur echte Menschen, echte Momente. Die Connichi war in diesen Momenten kein Event, sondern ein Gefühl.
Trotz aller Highlights muss auch Kritik erlaubt sein. Der Umgang mit Medienvertretern war stellenweise unkoordiniert. Die Kommunikation über Interviewslots war unzuverlässig, eine Ersatzplanung fehlte komplett. Hier muss das Organisationsteam nachlegen, will man langfristig mit Creatorn, Bloggern und Pressevertretern kooperieren.
Auch das Thema Transparenz bei Regeln und Abläufen (z.B. Mitführung von Technik, Presseakkreditierung) braucht klarere Strukturen. Wer auf hohem Niveau berichten oder dokumentieren möchte, sollte nicht in endlosen Klärungsgesprächen versinken.
Die Connichi 2024 war kein reines Popkultur-Event. Sie war ein soziales Happening, eine Feier der Vielfalt, ein Ort der Begegnung. Trotz einiger organisatorischer Schwächen überzeugte die Connichi durch Herz, Programmvielfalt und Community-Spirit. Von Konzerten bis Cosplay, von Denksport bis Deep Talk – hier fand jeder seinen Platz.
BattleVerseDE sagt Danke:
Danke an alle Cosplayerinnen, Künstlerinnen, Musikerinnen, Panelgäste und Helferinnen.
Danke an die unzähligen stillen Helden hinter den Kulissen.
Danke an die Community, die dieses Event zu etwas Besonderem gemacht hat.
Wir sehen uns wieder: Connichi 2025, 5. bis 7. September in Wiesbaden.
Und wer bis dahin nicht warten will: Schaut auf dem YouTube-Kanal von Andy vorbei. Dort findet ihr das exklusive Interview mit Tatsuro Iwamoto („Vom Fan zum Illustrator“) und viele Eindrücke von unserem Connichi-Wochenende.