Synchronsprecher Julien Haggège: Ein Tauchgang in die faszinierende Welt der Stimmenmagie

von benjiton am 20. April 2024
In einem fesselnden Interview mit BattleverseDE entführt uns Synchronsprecher Julien Haggège in die faszinierende Welt der Stimmenmagie und gewährt uns tiefe Einblicke in seine Arbeit. Mit Leidenschaft und Expertise beschreibt er die Herausforderungen und Freuden der Synchronisation, die ihn zu einem der gefragtesten Künstler der Branche gemacht haben.

Die Evolution der Charakterbeziehung: Von Fremden zu Vertrauten

Haggège vergleicht die Synchronisation mit dem Aufbau einer tiefen Freundschaft. So wie man im Laufe der Zeit eine immer engere Beziehung zu einem Menschen aufbaut, entwickelt sich auch die Beziehung zu den synchronisierten Charakteren. Mit jedem gesprochenen Wort, jedem Ausdruck und jeder Emotion wächst das Verständnis für die Nuancen und Eigenheiten der Figuren. Sie werden zu Vertrauten, zu Begleitern auf einer kreativen Reise.

Eminem: Die Synchronisations-Odyssee zwischen Originalität und Imitation

Besondere Herausforderungen meisterte Haggège bei der Synchronisation von Kult-Rapper Eminem. Als die Diskussion aufkam, die Raps ins Deutsche zu übertragen, stellte sich Haggège mit seinem Team dieser Aufgabe. Mit viel Spaß und Engagement versuchten sie, Eminems einzigartiger Stimmfarbe und seinem Rap-Stil gerecht zu werden. Letztendlich entschied man sich jedoch, die Originalstimme zu behalten, um die Authentizität des Künstlers zu bewahren. Haggège respektiert diese Entscheidung und unterstreicht die Schwierigkeit, Eminems unverwechselbaren Stil zu imitieren.

Ein Kaleidoskop der Lieblingsrollen: Von Kultfiguren bis hin zu ikonischen Charakteren

Auf die Frage nach seiner Lieblingsrolle zeigt sich Haggège bescheiden. Seine Karriere ist geprägt von einer Vielzahl an facettenreichen Charakteren, die er mit Leben erfüllte. Ob Spencer aus iCarly, Dean Winchester aus Supernatural, Kaito Kid aus dem Anime-Universum oder Kylo Ren aus Star Wars – Haggège schlüpft mit Leichtigkeit in die unterschiedlichsten Rollen und verleiht ihnen ihre eigene einzigartige Stimme.

Die sprachliche Odyssee: Dialekte und Akzente als kreative Herausforderung

Mit Bravour meistert Haggège die Herausforderungen von Dialekten und Akzenten. Seine musikalische Begabung und die Unterstützung durch Sprachberater ermöglichen es ihm, die Feinheiten der verschiedenen Sprachmelodien zu erfassen und umzusetzen. So haucht er seinen Figuren eine zusätzliche Ebene der Authentizität ein und entführt die Zuschauer in die unterschiedlichsten Sprachwelten.

Tierische Synchronisation: Ein spaßiges Abenteuer mit tierischen Freunden

Haggège hat bereits Erfahrung mit der Synchronisation von Tieren und findet diese Aufgabe besonders unterhaltsam. Von Opossums in Ice Age bis hin zu Vögeln und Papageien – die Möglichkeiten sind vielfältig und bieten viel Raum für Kreativität und Spielfreude. Mit seiner Fantasie und seinem Humor erweckt er die tierischen Charaktere zum Leben und sorgt für unvergessliche Momente.

KI und die Zukunft der Synchronisation: Ein spannendes Spielfeld voller Möglichkeiten

Abschließend sprach Haggège über die zunehmende Verwendung von KI-Technologie im Entertainment-Bereich. Während er in der Serie "Reborn as a Vending Machine" einen menschlichen Charakter synchronisierte, der in einen Automaten verwandelt wurde, stellte er fest, dass die KI bereits so fortschrittlich ist, dass sie kaum von menschlichen Stimmen zu unterscheiden ist. Diese Entwicklung wirft interessante Fragen darüber auf, wie sich die Zukunft der Synchronisation gestalten wird.

Fazit: Ein Meister seines Fachs mit Leidenschaft und Talent

Julien Haggège ist ein wahrer Meister seines Fachs. Mit seiner Leidenschaft für die Synchronisation, seinem unerschöpflichen Talent und seiner kreativen Energie haucht er den Charakteren Leben ein und begeistert Zuschauer auf der ganzen Welt. Seine Arbeit ist ein Beweis dafür, dass Synchronisation eine Kunstform ist, die Emotionen berührt und Geschichten zum Leben erweckt.


BattleverseDE: Die erste Frage, die wir an der Stelle hätten, wäre es einmal, weil es uns brennend interessiert, wie ist es beispielsweise eine Figur wie Kaito Kid über Jahre lang zu sprechen, wie entwickelt sich einfach die Beziehung zu diesem Charakter über all die Zeit?

Julien Haggège: Wie im echten Leben ist es auch im Synchronisieren von Charakteren. Je länger man mit einer Figur arbeitet, desto tiefer entwickelt sich die Beziehung dazu. Man wächst in die Rolle hinein und versteht sie immer besser. Mit der Zeit wird einem klarer, wer die Figur wirklich ist, und man wird ihr gegenüber immer verbundener und empfindet eine größere Zuneigung. Das lässt sich dazu sagen.

 

BattleverseDE: Unsere nächste Frage betrifft ikonische Figuren. In meiner Recherche bin ich auf deine Arbeit mit Eminence gestoßen. Könntest du uns etwas dazu erzählen?

Julien Haggège: Ja, das war eine faszinierende Erfahrung. Eminem war damals eine bedeutende Figur, und es war besonders spannend, an seinem Charakter zu arbeiten. Es gab sogar Diskussionen darüber, ob wir seine Raps auf Deutsch synchronisieren sollten, und wir haben es tatsächlich ausprobiert, wenn auch nur für interne Zwecke. Ehrlich gesagt, es war gut, dass die Originalversion beibehalten wurde. Wir haben experimentiert, und ich habe Eminems Raps auf Deutsch vorgetragen. Es war definitiv amüsant, aber zum Glück wurde es nie veröffentlicht. Es war eine lustige Erfahrung, bei der ich von einem Team unterstützt wurde, darunter Tobi Müller und Marcel Collet, die mir bei Texten und Regie halfen. Wir hatten einen unterhaltsamen Tag, das Ganze umzusetzen.

BattleverseDE: Also hast du keine spontanen Freestyle-Zeilen mehr drauf?

Julien Haggège: Hä?

BattleverseDE: Kannst du uns eine spontane Zeile geben? 

Julien Haggège: Nicht mehr wirklich. Es war etwas in der Art von "Setz dich hin, nimm dir ein Bleistift". Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber es war definitiv eine lustige Erfahrung.

 

BattleverseDE: Verstehe. Es ist interessant, wie solche Experimente verlaufen. Zurück zu den Fragen: Was ist deine persönliche Lieblingsrolle?

Julien Haggège: Es gibt viele Rollen, die ich großartig fand, aus verschiedenen Genres wie Spencer von iCarly oder Dean Winchester von Supernatural. Natürlich gehört auch Eminem dazu. Und im Anime-Bereich liebe ich Kaito Kid und L aus Death Note. Es gibt so viele, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Es war auch eine besondere Erfahrung, in Star Wars als Kylo Ren zu sprechen. Eine meiner persönlichen Favoriten war jedoch die Arbeit an Beavis and Butthead. Zusammen mit Tommy Morgenstern haben wir nicht nur synchronisiert, sondern auch eigene Videoclips auf Deutsch erstellt. Es war eine verrückte und unterhaltsame Erfahrung.

 

BattleverseDE: In unserer Recherche haben wir festgestellt, dass du viele Rollen mit verschiedenen Dialekten und Akzenten beherrschst. Was sind dabei die Herausforderungen?

Julien Haggège: Zum Glück arbeite ich oft mit Sprachberatern zusammen, die mir helfen, die richtigen Akzente zu treffen. Aufgrund meiner musikalischen Erfahrung kann ich mich gut an Klänge anpassen, aber ich könnte nicht spontan einen Akzent aus dem Ärmel schütteln. Wenn mir jedoch ein Beispiel vorgespielt wird, kann ich mich daran orientieren. Ich habe auch Rollen in anderen Sprachen übernommen, wie Spanisch, Arabisch oder Koreanisch.

 

BattleverseDE: Dein musikalisches Gehör scheint also von Vorteil zu sein.

Julien Haggège: Ja, ich habe ein relativ gutes Gehör, aber ich bin nicht auf absolutem Niveau. Ich kann keine Noten aus dem Kopf benennen, aber ich bin ziemlich nah dran.

 

BattleverseDE: Gut zu wissen. Jetzt zwei allgemeine Fragen zum Abschluss: Wenn du ein Tier sein könntest, welches wäre das und wie würde es klingen?

Julien Haggège: Ich habe in Ice Age eines der Opossums gesprochen, Eddie und Crash. Es hat viel Spaß gemacht, solche Tiere zu verkörpern. Aber ich mag auch Vögel oder Papageien, sie liegen mir. Ich könnte mich nicht entscheiden, aber ich denke, es wäre auf jeden Fall lustig.

 

BattleverseDE: Und wie wäre es, wenn du einen Roboter sprechen müsstest?

Julien Haggège: Ich habe kürzlich eine Serie namens "Reborn as a Vending Machine" synchronisiert, in der ich einen Getränkeautomaten verkörpert habe. Da der ursprüngliche Charakter ein Mensch war, habe ich ihn recht normal gesprochen. Aber wenn ich einen Roboter imitieren müsste, würde es wahrscheinlich sehr monoton klingen. Aber heutzutage sind KI-Stimmen schon so realistisch, dass es kaum noch einen Unterschied gibt. Es ist schwer vorstellbar, wie ein Roboter in Zukunft klingen würde, wenn er eine realistische KI imitieren soll.